
Was ist denn eigentlich „scharf“?
Wenn mich etwas wirklich ärgert, dann muss ich es mir von der Seele schreiben.
Dazu zählen die unzähligen Sagen und Mythen, die von „unvorstellbar“ scharfen Klingen handeln, welche quasi „nie“ stumpf werden, vermutlich aus einem ganz geheimnisvollen Stahl hergestellt, Klingen, welche „einfach nicht zu schärfen sind“ und natürlich die gute alte Zeit, das sehr scharfe Küchenmesser der seligen Omi, so etwas gibt`s ja heutzutage gar nicht mehr …
Um ein wenig Klarheit zu schaffen, Fact von Fiktion zu trennen, wollen wir uns einige der am häufigsten „geschändeten“ Begriffe einmal ansehen.
Schärfe:
Schon seit Urzeiten geistern Legenden von magischen, extrem scharfen Klingen, meist germanisch – keltischen Ursprungs, durch unsere Gedankenwelten. Wer kennt nicht das Schwert, welches Uther Pendragon vom Zauberer Merlin erhielt, genannt Excalibur, oder das Schwert Siegfrieds, der mit dem Nibelungenhort auch Balmung bekam, das „…Stahl wie Butter schneidet“.
Wieland der Schmied, dessen Namen wir Schmiede immer noch mit Ehrfurcht aussprechen, schuf das Schwert Mimung, das später in der Hand seines Sohnes, den Gotenkönig Dietrich von Bern arg in Bedrängnis brachte. Der Sage nach zerstörte er dafür einen „Prototypen“ mit einer Feile, vermengte die Eisenspäne mit Weizen und verfütterte sie an hungrige Gänse, deren Kot vermischte er mit dem Klingenstahl und lieferte uns somit vermutlich den ersten Beweis für frühmittelalterliche Metallurgie.
Durch den Stickstoff im Gänsekot würde ein Nitrierungsvorgang ausgelöst, der dem Klingenstahl einen höheren Härtegrad verleiht.
Aber zurück zu unserer Schärfe.
Ohne euch langweilen zu wollen, ein oder zwei Begriffserklärungen sind doch noch vonnöten.
Es gibt die Klingengeometrie und den Begriff Schnittfähigkeit.
Den Einfluss der verschiedenen Stahlsorten und ihre Legierungen sind ebenfalls von Bedeutung für unser Thema, wir beschränken uns auch hier auf das Notwendigste.
Gleich vorab, die ultimative Schärfe gibt es nicht!
Neugierig geworden? Lest weiter im zweiten Teil.
Wann ist eine Klinge eigentlich scharf? Teil 2
Eine Klinge ist scharf, deren „Schneidenbreite“, sprich die Schneide als solche, Null Millimeter betragen würde.
Wir können uns diesem „Wunschtraum“ nur annähern und doch zählen feine Klingenschneiden zu den feinsten Strukturen, die von Menschenhand geschaffen werden können.
Die Schneidenbreite, also die Schärfe einer hochwertigen Rasierklinge beträgt. gerade mal 0,05µ das sind 1/20.000 mm!!!
Auch sehr gut gefertigte und geschliffene Messerklingen aus eher niedrig legiertem Kohlenstoffstahl haben eine Schärfe, welche nicht stärker als 1/1.000 mm sein muss und das führt uns auch sofort zur viel diskutierten Schnittfähigkeit, nichts anders als die Kombination von Schneidwinkel (je nach Verwendungszweck zwischen 40°, sehr grob und rund 10°, so ziemlich der geringstmögliche Schneidwinkel) und der schon erwähnten Schneidenbreite.
Das ist auch der Punkt, wo wir ohne ein bisschen „Metallurgie „light“ nicht mehr auskommen.
Um eine Klinge wirklich fein ausfertigen zu können, benötigt man winzige „Bausteine“ in der Klinge, genannt Karbide, welche die eigentliche Härte einer Klinge bilden, je kleiner diese sind, umso feiner wird die Schärfe.
Darum wird eine nicht rostfreie Klinge immer schärfer sein als eine rostfreie Klinge oder ein Keramikmesser.
Warum ?
Rostfreie Klingen enthalten Zusätze, sogenannte Legierungen, vor allem Chrom, um Klingen rostfrei zu machen. Nur – Chrom macht die Klinge eben nicht nur rostfrei, sondern auch die besprochenen Karbide unter anderem auch groß, ungleichmäßig und unregelmäßig im Gesamtgefüge, das verhindert wirkungsvoll eine ultrascharfe Schneide.
Wir haben hiermit die Erkenntnis, dass eben nur „rostende“ Klingen wirklich scharfe Klingen sind.
Was bringt die Zukunft bei den scharfen Klingen?
Aus metallurgischer Sicht eher nichts, außer neue Bezeichnungen für „alte“ Stahlsorten sind keine aufsehen erregenden Durchbrüchen zu erwarten. Naja, ein japanischer Physiker, Michiu Kaku, meinte vor kurzem, er könne demnächst das berühmte Laserschwert aus den „Star Wars“ Filmen herstellen, er benötigt nur noch Nanobatterien, um das Plasma zu erhitzen. In 30, 40 Jahren ist es dann so weit…
